sábado, septiembre 13, 2008

Automobiles Nachtleben in Reykjavík

Ihre einzige Autobahn ist keine 50 Kilometer lang, und im ganzen Land darf man nicht schneller als 90 km/h fahren. Trotzdem haben die Isländer am Auto einen Heidenspaß.
Wer nicht im Bigfoot über Gletscher rutscht, kreuzt um Mitternacht im Amischlitten durch Reykjavik. Die Champs Elysées in Paris, die Maximilianstraße in München und der Berliner Ku'damm sind nichts dagegen.
Zwar leben in Reykjavik gerade einmal 180.000 Einwohner, und die meisten Distanzen in der isländischen Hauptstadt lassen sich problemlos zu Fuß bewältigen. Doch
wer an einem Sommerabend über die schmale Hauptstraße bummelt, flaniert durch einen Dauerstau automobiler Selbstdarsteller.


Wo sich der Nordländer sonst kühl und reserviert gibt, wummern plötzlich die Bässe.
Immer schön die Fenster runter, das Radio bis zum Anschlag aufgedreht, und die "Fluffy Dice", die großen Plüschwürfel im Gedenken der amerikanischen Muscle-Car-Helden, an den Spiegel gehängt, rollt die Stadtjugend im Schritttempo um die Häuser, und die Senioren machen munter mit.

Obwohl auch die Isländer unter steigenden Spritpreisen stöhnen und das rapide Wirtschaftswachstum so langsam zu Ende geht, sieht man ausgesprochen viele teure und für eine Insel mit einem Tempolimit von 90 km/h sowie einem hohen Anteil an Schotterstraßen hoffnungslos übermotorisierte Autos.




Aufgereiht wie Perlen an der Kette: Wann sieht man schon mal solche Schönheiten? Die stolzen Besitzer erfreuen sich an den antiken und top gepflegten Ami-Schlitten. Vorn im Bild: Ein Packard Clipper aus den fünfziger Jahren, ganz am Ende lugt eine Käfer-Schnauze hervor.

Sechs Zylinder sind das Minimum, acht sind besser, und gerne dürfen es auch zwölf sein wie beim vermutlich nördlichsten CL65 AMG, den Mercedes je ausgeliefert hat. So hört man auch unter der Woche im Schein der Mitternachtssonne überall das Bollern aus armdicken Endrohren und das nervöse Sägen heiß gemachter Motorräder, unter deren breiten Rädern die Straße am Hafenbecken allabendlich zum Dragstrip mutiert.

"Auch bei uns ist das Auto natürlich ein Statussymbol", sagt Fremdenführer Frosti Sigursson. "Die Leute haben in den letzten Jahren viel Geld verdient und wollen es auch zeigen." Außerdem mindern private Schulden die persönliche Steuerlast, weshalb viele der neuen Nobelautos auf Pump durch die Stadt rollen. Das hat den Kfz-Bestand in Reykjavik so weit erhöht, dass sich mittlerweile die ersten Bürgerinitiativen formieren: Wenn in der Hauptstadt des Landes auf 1000 Einwohner rund doppelt so viele Autos kommen wie etwa in Berlin, dann kann etwas nicht stimmen, sagen die Kritiker und fordern Fußgängerzonen, Fahrverbote, mehr Radwege und bessere Buslinien.



Auf großem Fuß: In der Stadt wirken die Riesenreifen immer etwas überdimensioniert, aber wer drinnen sitzt, genießt unzweifelhaft einen guten Überblick.

So ungewöhnlich wie der Nightcruise in Reykjavik ist der gesamte Automarkt auf Island. Obwohl die Insel ein gutes Stück größer ist als die Schweiz, werden dort pro Jahr weniger Autos verkauft als in einer deutschen Kleinstadt: Gerade einmal 15.942 Zulassungen hat der Marktbeobachter Jato Dynamics für das Jahr 2007 ermittelt. Allerdings verteilt sich dieses Geschäft auf nicht einmal hundert Autohändler.


Die mit großem Abstand erfolgreichste Marke auf Island ist Toyota.
Die Japaner führen die Jato-Statistik mit 3669 Zulassungen deutlich an.
VW als Zweitplazierter erreicht gerade ein Drittel und Honda auf dem dritten Rang knapp über ein Viertel dieses Volumens. Es ist also kein Wunder, dass Toyota auch gleich das erfolgreichste Modell auf Island stellt. Angeführt wird die Hitliste laut Jato vom Toyota Yaris (2007: 949 Zulassungen). Mit ihm auf dem Treppchen stehen der Skoda Octavia (818) und der Toyota Landcruiser (635), und dahinter folgen Toyota Corolla, Honda CR-V, Subaru Legacy, Toyota Auris, VW Golf, Toyota RAV-4 und Toyota Avensis.

Erfolgreichste deutsche Marke auf Island ist VW. Mit einem halben Dutzend Händlern hat der Konzern dort 2007 knapp 2500 Autos verkauft, von denen etwa die Hälfte aus Wolfsburg, fast 40 Prozent von Skoda und ein Zehntel von Audi kamen. Als meistverkauften VW meldet Jato den Golf, der es mit 379 Zulassungen allerdings nur auf Platz acht der Gesamtstatistik schafft. Für Mercedes weist die Statistik 302 und für BMW 261 Zulassungen aus – zwei Minis inklusive.


Fenster runter, Arm raus, Musik laut: "Sunglasses at Night" - auf Island geht das. Da scheint in den Sommermonaten nämlich die Mitternachtssonne.


Manuel
#245

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