in zwei Jahren soll im Mittelmeer eine einzigartige Station zur Erforschung der Unterwasserwelt ablegen.
SeaOrbiter heißt das Projekt des renommierten Architekten - ein 51 Meter hohes Observatorium, das einer Raumstation aus einem Science-Fiction-Film ähnelt. Mehr als die Hälfte des Observatoriums liegt unter Wasser, angetrieben wird es im Regelfall von der Meeresströmung.
"Seefahrer schauen nur auf das Wasser", sagt Rougerie. "Sie sind blind für die riesige Welt unter sich." Um diese wirklich erforschen zu können, sei "eine bewohnbare Struktur" nötig, ähnlich einer Raumstation im Weltall. Sein SeaOrbiter werde zu ganz neuen Erkenntnissen führen, ist sich der 64-jährige Fan von Jules Vernes Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" sicher.
Nach Rougeries Plänen sollen 31 der 51 Meter des SeaOrbiters unter der Meeresoberfläche liegen. Über riesige Fenster haben Wissenschaftler in fünf Stockwerken freien Blick auf die Unterwasserwelt. Vier weitere Stockwerke liegen über der Wasserlinie. Unterbrochen wird die bumerangartige Form der Station, die entfernt an ein Seepferdchen erinnert, durch zwei horizontale Stabilisierungsplattformen - eine über der Wasseroberfläche und die größere untergetaucht im Meer. Zwei Elektromotoren sollen Geschwindigkeiten von bis zu vier Knoten (7,4 Stundenkilometer) und Kurskorrekturen ermöglichen.
Rougeries "Traum"-Partner war bis zu dessen Tod der Schweizer Ozeanograf und Taucher Jacques Piccard. Er gehörte 1969 zur Besatzung des amerikanischen Forschungs-U-Boots "Ben Franklin", das sich als erstes Unterwasserfahrzeug vom Golfstrom mittragen ließ. "Zu dieser Zeit erfand ich gerade meine ersten Unterwasser-Häuser und -Stationen", erzählt Rougerie. Piccard habe von seinen Ideen erfahren und sei begeistert gewesen. Gemeinsam hätten sie daraufhin an der Entwicklung von Unterwasserstationen gearbeitet, "von denen aus Tiefsee-Tauchgänge jederzeit möglich sind".
Die ersten Skizzen des SeaOrbiter entstanden im Jahr 2000. "Wissenschaft und Technologie brauchen Zeit - und Geld", sagt Rougerie. 40 Millionen Euro dürfte der Bau des SeaOrbiters kosten. Natürlich ruft das Projekt Kritiker auf den Plan. Sie glauben, dass die Mittel für andere Meeresforschungsprojekte deutlich sinnvoller eingesetzt wären. Doch inzwischen hat Rougerie staatliche Unterstützung. 2009 erklärte die französische Staatswerft DCNS das Projekt für machbar. Und mit Umweltminister Jean-Louis Borloo und Staatschef Nicolas Sarkozy hat Rougerie inzwischen wichtige Fürsprecher: Die Station gehört nun auch zu den Projekten, die im Zusammenhang mit der von Sarkozy angeschobenen Mittelmeerunion verwirklicht werden sollen.
Rougerie will den SeaOrbiter gemeinsam mit dem französischen Meeresforschungsinstitut Ifremer, der auf Unterwassertechnik spezialisierten Firma Comex und internationalen Partnern bauen. Demnächst soll der Auftrag ausgeschrieben werden. Zu den Finanziers hält sich Rougerie bedeckt. Er ist sich aber sicher, dass er den SeaOrbiter im kommenden Jahr zu Tests erstmals ins Wasser lassen kann. 2012 dann soll die Station ihren Dienst im Mittelmeer aufnehmen.
Für Unterwasserforscher Rougerie wäre das erst der Anfang: er träumt von einer weltweiten Kette solcher Forschungsstationen.
Mittelfristig solle es "pro Ozean oder Binnenmeer" einen Ableger des SeaOrbiter geben, sagt er und zitiert seinen Landsmann Jules Verne:
"Alles, was ein Mensch sich vorstellen kann, können andere Menschen verwirklichen."
Manuel
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