jueves, diciembre 24, 2009

Madrid - Teil 1


Madrid nunca duerme


Madrid schläft nie, lautete ein Slogan der hedonistischen Freiheitsepoche nach dem Ende der Franco-Diktatur.

Das behaupten bekanntlich auch andere Metropolen von sich, aber Fakt ist:
Mit der madrilenischen Nacht kann nicht einmal das New Yorker nightlife mithalten.


Und auch wenn sie ein bisschen von ihrer früheren Exzentrik eingebüsst haben mag, bleibt la noche madrileña neben dem Fußball und der Kunst die dritte große Attraktion der spanischen Hauptstadt - wo sonst sieht man schon um vier Uhr nachts mehr Menschen auf der Straße als um vier Uhr nachmittags.

Das Nachtleben zu finden, ist alles andere als kompliziert.
Man muss nicht mit dem Stadtplan in der Hand geheime Orte aufspüren oder Ewigkeiten mit dem Taxi durch die Gegend fahren. Im Madrid kommt es auch weniger darauf an, in genau dieser oder genau jener Bar zu sein. Hilfreich ist jedoch eine grobe Idee davon zu haben, welcher Art von Leuten und Kneipen man begegnen will.
Denn die einzelnen Ausgehviertel sind teils nur wenige Straßen voneinander entfernt, unterscheiden sich aber bisweilen stark in ihrem Charakter.

Die sicherste Bank ist Huertas, die Gegend um die gleichnamige Straße.
Hier wird man auch unter der Woche - bedeutet in Madrid: Sonntagnacht bis Mittwochnacht - immer eine offene Tür finden. Am Wochenende - Donnerstag, Freitag, Samstag - quellen die engen Gassen über, dann kann es auch etwas vulgärer zugehen.
Wer sonst gern am Ballermann oder in englischen Industriestädten feiert, wird hier jedoch garantiert keine Probleme haben.

Ebenfalls beliebt bei Touristen, aber deutlich gediegener und momentan auch bei Einheimischen ziemlich angesagt, ist La Latina.
Die Bezeichnung umfasst die Altstadt nordwestlich der gleichnamigen Metro-Station. Hier findet man urige Bodegas, kunstvolle Interieurs und ein Publikum eher ab 30. Sonntags ist die Gegend wegen des nahen Flohmarkts Rastro zugleich Anlaufstation für die letzten noch stehenden Nachtschwärmer.

Subkulturelle Energie entfaltet Madrid eher nördlich der großen Achse Gran Vía.
Von Malasaña, dem Viertel um die Plaza Dos de Mayo, ging seit jeher ein rebellischer Geist aus, hier nahm im frühen 19. Jahrhundert der Freiheitskampf gegen die Franzosen seinen Anfang und in den späten 1970er Jahren die Avantgardebewegung movida madrileña. Skurrile und punkige Bars gibt es nach wie vor reichlich. Chueca, das Gebiet um den gleichnamigen Platz, gehörte früher den Homosexuellen und beherbergt unter anderem die schrägsten Restaurants der Stadt.
Alonso Martínez, die Straßen südlich der gleichnamigen Metrostation, ziehen demgegenüber vor allem ein etwas jüngeres Publikum an.

Mit diesen Ausgehzonen sollte man fürs Erste ganz gut über die Runden kommen.
Aber klar, es gibt weitere. In Lavapiés treffen sich die Multikultis, in Argüelles die Teenager, in Moncloa die Techno-Fans, in Salamanca und um die Avenida de Brasil die pijos (Snobs).

Jeder kann einen passenden Ort finden, an dem die Stadt nicht schläft.
Und am nächsten Vormittag, nach vielen Drinks und oft kaum weniger Drogen, rezitieren alle miteinander einen anderen Slogan aus den wilden Anfangsjahren: Madrid me mata - Madrid bringt mich um.

20 Uhr - Aperitivo

Für einen Madrilenen ist 20 Uhr keine Zeit, die er mit Ausgehen in Verbindung bringen würde.
Er arbeitet noch, macht Erledigungen, trifft die Familie oder sammelt zu Hause auf dem Sofa die entscheidenden Kräfte für die bevorstehende lange Nacht. Für Touristen ist diese Zeit des Tages oft schwierig zu nutzen. Die Museen machen zu, die meisten Geschäfte auch - was tun?

Das ist der Moment für einen Aperitif.


Um diese Uhrzeit gibt es noch die Chance, sanft in den Abend zu gleiten und dabei die Beine auszustrecken (später wird man für jeden Stehplatz dankbar sein).
Bis auf die Wintermonate lässt man sich am besten in einer terraza nieder, einem Straßencafé. Wer dieses Erlebnis gern mit möglichst vielen anderen Urlaubern teilen möchte, kann das an der Plaza Mayor tun. Angenehmer geht es gleich in der Nähe zu - hübsch und belebt sind etwa die Plaza Santa Ana in Huertas, die Plaza Dos de Mayo in Malasaña oder in der Altstadt die Plaza de la Paja und Plaza San Andrés.

In dieser Gegend befindet sich auch eine der besten Allwetter-Locations für den frühen Abend.
El Viajero (Plaza del Humilladero) ist unten ein Restaurant, oben ein Aussichtscafé und in der Mitte eine Lounge. Dort kann man ideal das Gebot der Stunde beherzigen: Bloß nicht zu früh verausgaben!

Die Nacht hat ja noch nicht mal angefangen.

Manuel
#496

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