miércoles, diciembre 30, 2009

Madrid - Teil 3


Mitternacht - Marcha


Viele Madrilenen verabreden sich erst gegen Mitternacht.
Freitags kommt man zu dieser Uhrzeit vielleicht aus dem Kino, samstags ist gerade das Spitzenspiel der nationalen Fußballliga zu Ende gegangen. Jetzt beginnt das eigentliche Nachtleben, die marcha. Für auswärtige Besucher ist es zunächst einmal ein Spektakel, durch die Strassen zu gehen und die schiere Masse an feierwütigen Menschen zu bestaunen.
In Huertas kommt es zu regelrechten Fußgängerstaus.

Die Location spielt in dieser Phase der Nacht keine entscheidende Rolle.
Wer sich jetzt erst trifft, wählt einen zentralen Punkt in dem ausgemachten Viertel, wo jeder noch eine realistische Chance hat, durch die Tür zu passen und die Lautstärke ein kurzes Update über die persönlichen Lebensumstände erlaubt.
Beispiele sind das Bonano in La Latina (Plaza Humilladero), das (touristische) Viva Madrid in Huertas (c/ Fernández y González), das Bulevár an der Plaza Santa Barbara in Alonso Martínez, das Ángel de Sierra an der Plaza de Chueca oder das Pepe Botella an der Plaza Dos de Mayo in Malasaña.


Ansonsten wie gesagt: einfach treiben lassen.
Kommt man währenddessen in der Calle del Pez (Malasaña) vorbei, lohnt ein Abstecher zu El Palentino - eine grell beleuchtete, schmuddelige Eckkneipe, in der alteingesessene Trinker und tendenziell schwarz gekleidete Twens die Staffage abgeben für die unumschränkten Stars, zwei 70-jährige Barkeeper. Weltmusiker Manu Chao hat hier das Video gedreht zu "Me llaman calle", einen Song, den er für das Prostituiertendrama "Princesas" aufgenommen hat.

1 Uhr - Copas

Mit fortschreitender Nacht verlagert sich das Geschehen zunehmend ins Tanzlokal - in eine bar de copas.
Die meisten dieser abgedunkelten Schläuche funktionieren nach dem Prinzip von Kölner Karnevalskneipen: Sie sehen alle gleich aus, sind gleich voll und spielen die gleiche Musik. Als Äquivalent zu den Bläck Fööss gibt es Bands wie La Oreja de van Gogh; garniert wird das lokale Liedgut hier wie dort mit internationalen Stampfhits.

Vorteil: Die Bars kosten in der Regel keinen Eintritt, man kann sie also entspannt ausprobieren, und natürlich gibt es viele Ausnahmen vom Einheitsbrei.
Das funkige Capote in der Calle de Santa Teresa (Alonso Martínez) etwa oder das Vía Láctea in der Calle Velarde (Malasaña), ein Dauerbrenner mit original psychedelischer 70er-Jahre-Ästhetik.


Getrunken werden copas, was um diese Uhrzeit nicht mehr allgemein "Gläser" heißt, sondern: harte Drinks.
Auch in Madrid bevorzugt man Klassiker wie Gin Tonic oder Cuba Libre. Man bestellt sie aber nicht unter diesem Namen, sondern nennt die gewünschte Marke plus das Mischgetränk.
Also beispielsweise: Beefeater con Tonic oder Havanna Club con Coca-Cola, wobei in letzterem Fall auch die años, das gewünschte Alter des Rums, hinzugefügt werden sollten.

Dann schreitet der Barkeeper zur Tat - unterbricht man ihn nicht durch eine Handbewegung oder ein energisches ya, wird er einem das Glas randvoll mit Alkohol reichen; und dazu ein kleines Fläschchen Mischgetränk.
Mit einer betulichen Cocktail Bar hat die bar de copas eben beim besten Willen nichts zu tun.


Manuel
#500

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